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Neue regionale Integrationsklasse

13 ausländische Schulkinder hatten gestern in Heerbrugg ihren ersten Schultag in der neuen Integrationsklasse. Die Mädchen und Buben sind im Primarschulalter und kommen mehrheitlich aus der Ukraine, aber auch aus Afghanistan, Eritrea und Polen. Sie besammelten sich am Montagmorgen, begleitet von einem Elternteil, auf dem Pausenplatz vor dem Schulhaus Blattacker.

Nach der Begrüssung Christian Strickers, Schulpräsident der Primarschule Au-Heerbrugg, nahm die Lehrerin Martina Keller die Kinder als erstes mit auf einen Rundgang durch das Schulhaus und bot ihnen dadurch ohne viele Worte Orientierung. «Ich zeige ihnen zum Beispiel, wo sie das WC finden.»

 

Die Integrationsklasse ist ein gemeindeübergreifendes Projekt. Die Primarschulen Berneck, Balgach und Au-Heerbrugg entschieden sich zu einer Zusammenarbeit, die sich am Vorbild der Oberstufe Mittelrheintal orientiert. Die OMR führt bereits seit 2020 eine Integrationsklasse. Seit dem Krieg in der Ukraine sind die Schulen noch stärker gefordert. «Auch in unserer Gemeinde sind einige Flüchtlingsfamilien untergebracht», sagt Christian Stricker. Ziel ist es sicherzustellen, dass die Kinder so schnell wie möglich in die Schule können.

 

Eine Woche vor den Frühlingsferien tauschten sich die Schulgemeinden und politischen Gemeinden aus. Unbürokratisch und pragmatisch, sagt Anna Sanseverino, Schulratspräsidentin Balgach. Innert kurzer Zeit konnte mit Martina Keller eine junge, motivierte Lehrerin mit Unterrichtserfahrung gefunden werden. «Sie steht der Klasse offen und flexibel gegenübersteht, was sehr wichtig ist», sagt Nadine Tanner, Schulleiterin Schuleinheit Heerbrugg. «Denn wir wissen nicht, mit welchen Traumata die Kinder belastet sind.» Die Lehrerin und die Klassenassistentin Claudia Ernst müssten vieles auffangen und beachten, was die geflüchteten Kinder nebst dem Schulstoff beschäftigt.

 

«Die ersten Tage werden für alle eine Herausforderung sein», sagt Christian Stricker. Der Fokus liegt im Spracherwerb und darauf, die Kinder im Prozess des Ankommens zu unterstützen. Der Unterricht dauert von 8.35 bis 11.30 Uhr, am Nachmittag stossen die Kinder zur regulären Klasse in ihrer jeweiligen Schulgemeinde, damit sie in Kontakt mit Gleichaltrigen kommen. Die Kinder aus Berneck sind in der Mittelstufe und kamen begleitet mit dem Velo zur Schule. Maria Heule, Bernecker Schulrätin, ist zuversichtlich, dass die Schulkinder relativ rasch selbstständig unterwegs sein dürften. Die Auer Kinder können in einem Schulbus mitfahren.

 

Unter den Mädchen und Buben aus Balgach sind auch jüngere dabei, weshalb sie mit ihren Eltern den öffentlichen Bus benutzen, diese Woche abwechselnd begleitet von der Schulpräsidentin und dem Schulleiter. Eine schöne Geste, die unterstreicht, wie die Schule Unterstützung bietet. «Überwältigende Solidarität», so Anna Sanseverino, bewiesen die Eltern der Balger Primarkinder. Viele folgten einem Aufruf der Schule und spendeten Schulmaterial, Theks oder einen Geldbetrag. Bei den Geflüchteten sei eine grosse Dankbarkeit spürbar.

 

Wie viele Kinder den Gemeinden künftig zugewiesen werden, bleibt ungewiss. Christian Stricker rechnet nächste Woche bereits mit neuen Kindern. Andererseits sei zu hören, dass manche Familien bereits wieder in die Ukraine zurückkehren wollen. «Wir müssen flexibel bleiben. Die Lehrerin könnte jede Woche einen Namen mehr und einen weniger auf der Klassenliste haben», sagt er. «Und wir müssen vorausplanen, um eine weitere Klasse eröffnen zu können.»

Damit verbunden wäre die Suche nach zusätzlichen Lehrpersonen und Schulraum. Bis im Sommer wollen die Verantwortlichen unter Berücksichtigung flexibler Anpassungen beobachten, wie sich der Klassenbetrieb entwickelt.

 

«Es wird nicht einfach, aber wir bewältigen die Situation», sagt Christian Stricker. «Ich bin zuversichtlich. Wir haben gemeinsam beste Voraussetzungen geschaffen.»

 

Hildegard Bickel, "Der Rheintaler", 3.5.2022